Dienstag, 5. Oktober 2004

Geschichten aus der schwedischen Schifffahrt

Bekanntlich waren die alten Skandinavier ja große Seefahrer. Ihre aus gespaltenen, nicht gesägten, Holzplanken gebauten Schiffe schmiegten sich in die Wellen der hohen See hinein und gelangten so durch Ostsee, Nordsee und sogar bis nach Nordamerika. Die Schiffe hatten zugleich so wenig Tiefgang, dass sie locker die europäischen Flüsse hinauf fahren und fast überall auf dem Kontinent plündern oder Handel treiben konnten.
Dazu später mal mehr. Hier wollte ich eigentlich nur die Erkenntnis kundtun, dass es mit der modernen skandinavischen Seefahrt nicht mehr ganz so weit her ist: Jagd auf Furzender Hering.

Mittwoch, 22. September 2004

Preparing Tannenberg für Frostbeulen

Nur damit hier keineR glaubt, dass nur Borre eifrig näht, um sich auf das berüchtigt sauwetterige Tannenberg vorzubereiten, hier ein Beweisfoto:
Wollkleid mit aufgestecktem Leinenkragen

Dargestellt ist ein Streifen aus rotem Leinen, der am Halsausschnitt eines roten Wollkleides festgenäht werden soll, um diesen zum einen ordentlich zu säumen und zum anderen (da auf der Innenseite getragen) dessen Kratzigkeit zu mindern.

Die unsichtbare Naht, mit der der Leinenstreifen reingenäht wurde, habe ich dann mit der Nähmaschine gemacht. Keine Sorge, die sichtbaren Nähte (also alles, was jetzt noch fehlt) werden selbstverständlich von Hand genäht. Aber meine Nähmaschine ist immerhin auch antik und kommt fast ganz ohne Strom aus (isn Lämpchen drin).
Nähmaschine mit Tisch

Ich habe sie allerdings erst seit gestern in Benutzung, da sie mir erst kürzlich von der Tante einer lieben Freundin überlassen wurde.

Falls jemand das Baujahr dieses Modells (Pfaff 230) rauskriegt, würde mich dies sehr interessieren.

Teil 3 der Nadelbindestory

Filzen für Ferzweifelte

Hatte ich eigentlich schon erzählt, wie von Hand gefilzt wird? Nein? Also, da ist eine liebe Freundin von mir, die macht Filz-Workshops, und die hat es mit beigebracht. Das Wollteil wird mit heißem Seifenwasser (Neutralseife) traktiert und dann stundenlang geschrubbelt, zum Beispiel über den Rippen einer Spüle. Mit dieser Methode habe ich den Kaffeewärmer produziert.

Nachdem sich jene liebe Freundin mein Wehklagen anhörte, bot sie mir Hilfe an, und wir standen und filzten einen Abend lang wieder auf dem erwähnten Kaffeewärmer rum. Ergebnis: Bisschen filziger, aber nicht kleiner oder formschöner geworden.

Besagte hilfsbereite Dame (die normalerweise nur mit ungesponnener Wolle filzt, was offenbar viel einfacher ist, vor allem beim In-Form-Bringen) kam darob zu der Überzeugung, dass die benutzte gelbe Wolle wohl kaum filzen oder einlaufen wolle, und riet mir, es doch mal mit Filzen in der Waschmaschine zu versuchen.

Dies tat ich gestern abend (60° Kurzprogramm Vollwaschgang mit Feinwaschmittel). Und siehe da: Die obige Arbeitshypothese ist eindeutig widerlegt. Alle von mir verwendeten Wollsorten KÖNNEN nicht nur filzen und einlaufen, sie TATEN es auch. Und zwar gründlich.

Hier ein Bild von der mitgewaschenen gelben Mütze, die endlich passen sollte (nur ganz leicht größer als Borres Kopf). Zum Vergleich der legendäre Kaffeewärmer (der durfte nicht mitmachen) daneben:
muetzenvergleich

Hier sieht man alle drei mitgewaschenen Mützen. Immerhin führt die Prozedur tatsächlich zu Formbeständigkeit und deutlich verbesserter Dreidimensionalität.
minimuetzen

Borre und ich haben ziemlich große Köpfe. Vielleicht findet sich ja noch jemand, dem sie passen. Aber für Borres Geburtstagsgeschenk muss ne alte Frau wie ich wohl ncoh lange nadelbinden.

Moral: Verschenke keine Versprechen, handgearbeitete Dinge zu liefern, solange du die Technik noch nicht beherrschst!

Sonntag, 12. September 2004

Nadelbinden - wie es weiterging (also Teil 2)

Von der Mütze zum Kaffeewärmer

Nun hatte ich bei einer netten Frau auf einem Ökomarkt Wolle erworben, die handgesponnen, handgezwirnt und mit Birkenblättern wunderbar handgefärbt war (ein schönes Goldgelb). Dann mit großer Begeisterung eine Mütze genadelbindet, die Borre zum Geburtstag kriegen sollte.

Und natürlich habe ich sie brav ein bisschen zu groß gemacht, das steht nämlich in allen Anleitungen. Nadelbindesachen sollten immer gefilzt werden, das macht sie wetterbeständiger, formbeständiger und gleichmäßiger. Und dabei gehen sie noch ein wenig ein. So weit die Theorie.

Die Praxis sieht so aus. Man beachte vor allem die schöne Form, am unteren Ende wird es etwas gerader, damit die Mütze sich schön um den Kopf schmiegt:
muetze gelb vorh

Nach dem Filzen war die Mütze leider eher größer geworden als kleiner, und was noch schlimmer ist, sie hat einiges an Form verloren und läuft jetzt nach unten weit aus, so dass sie um den Kopf rum nicht mehr anliegt.
muetze gelb nach klein

Lasst Euch bei Gelegenheit mal von Borre erklären, was ein tea cosy ist. Seufz.

Nachtrag: Die nette Frau vom Ökomarkt meinte, es könne daran liegen, dass die Wolle bereits beim Färben mal in (fast) kochendem Wasser gelegen habe und deshalb nicht mehr einläuft. Aber warum hat sich das Ding nur so verformt???

(to be continued)

Dienstag, 17. August 2004

Nadelbindung

Erst mal die Kurzfassung: Die Nadelbindung ist eine alte Handarbeitstechnik, die ähnlich wie das Stricken oder Häkeln auf dem Prinzip der Verbindung von einzelnen Schlingen basiert, aus denen ein festes Textil entsteht.

Bei der Nadelbindung scheidet sich die Spreu vom Weizen. Was das überhaupt ist, wissen nämlich nur die Menschen, die sich ein bisschen ernsthafter mit dem Mittelalter beschäftigt haben. Also die meisten Reenactresses und -actors sowie die Leute, die bereit sind, auch mal über Blechrüstungen und Hornhäubchen hinaus Informationen über das WIRKLICHE Leben im Mittelalter zur Kenntnis zu nehmen.

Auch ich war verblüfft, zu erfahren, dass das Stricken im Mittelalter noch gar nicht erfunden (oder muss ich sagen entdeckt?) war. Gleiches gilt meines Wissens für das Häkeln. Bekannt war hingegen die Nadelbindung. Erste Funde gibt es schon aus der Römerzeit, leider weniger aus dem Frühmittelalter, aber aus dem Hochmittelalter sind sogar einige Stücke erhalten (weil es sich um kirchliche Textilien handelt, die ja oft überleben, weil sie in Kirchenschätzen aufbewahrt werden).

Grundprinzip

Der wesentliche Unterschied zum Stricken oder Häkeln ist, dass beim Nadelbinden nicht eine Schlinge durch die vorherige gezogen wird, sondern der Faden wird mit der Nadel so durch die vorherige Schlinge gezogen, dass eine neue Schlinge entsteht. Daraus ergeben sich mehrere Kosequenzen:
1. Das Garn (in der Regel Schafwolle) kann nicht vom Knäuel abgespult werden, sondern muss abgeschnitten, in die Nadel eingefädelt und immer wieder neu angesetzt werden.
2. Eine Nadelbindearbeit kann nicht aufgezogen werden; es können auch keine Maschen herunterfallen. Das hat Vorteile, weil es beim Arbeiten weniger "Unfälle" gibt, aber auch Nachteile, wenn doch mal ein Fehler unterläuft. Dann kann man die Arbeit wegwerfen, denn Aufziehen ist definitiv nicht drin. Außerdem wird das Ganze sehr dick und solide.

So, und falls das jetzt zu viel theoretisches Gerede war, könnt Ihr hier anschauen, wie die Grundstruktur einer Nadelbindearbeit aussieht.

Eine weitere Konsequenz der speziellen Technik ist: Das Ganze daaaaaaaaaaaauert ziemlich lang. Deshalb sieht man in der Szene auch ausschließlich kleinere Objekte, wie Mützen, Handschuhe, Socken, aber keine Nadelbindepullover. So etwas hat es im Mittelalter zwar gegeben, aber ich glaube, es war damals auch nicht gerade häufig.

Zum Selber-Ausprobieren empfehle ich allerdings nicht die auf den Seiten von Düppel gezeigte Technik, sondern die sogenannte Daumenfangtechnik, die bei Herrn Dankbar sehr schön gezeigt wird. Sie ist einfach zu handhaben, auch wenn sie etwas geheimnisvoll ist, weil man beim Arbeiten nicht richtig sehen kann, was geschieht. Das Ergebnis ist aber das gleiche wie bei der konventionellen Technik.

Und tatsächlich: ich habe es mit der Daumenfangtechnik innerhalb von zwei Tagen gelernt und arbeite schon fleißig an einer (sehr warmen) Mütze. Demnächst Berichte von weiteren Nadelbindeprodukten.

Mittwoch, 28. Juli 2004

Fernsehtipp zum Reenacten

Wer sich für Reenactment oder für die griechische Antike oder für Sport oder für halbnackte Männerkörper (oder für mehrere oder alle davon) interessiert, dem sei die aktuelle Doku-Soap von Arte empfohlen: "Die Helden von Olympia". Echte Leistungssportler aus ganz Europa, Leichtathleten und Ringer, werden in die antiken Olympischen Spiele nach Olympia geschickt und trainieren bis zum Wettkampf in den alten Disziplinen (also z. B.Weitsprung mit Gewichten in den Händen oder Wettlauf in voller Bewaffnung). Auch die hier schon erwähnten Freuden des Cämpings im authentischen Zelt und des Tragens von Nicht-Microfaser-Kleidung kommen nicht zu kurz.
26. Juli bis 5. August 2004 Montag bis Freitag auf Arte, jeweils 20:15 bis 20:40. Wiederholung ab der ersten Folge ab 2. August jeweils um 17:45.
Weitere Infos finden sich hier (der Flash-Overkill gefällt mir allerdings nicht so gut).

Meine lebende Geschichte

living history for beginners

Willkommen bei lunula

Du bist nicht angemeldet.

Suche bei lunula

 

Geschichte und Leben

John
Ive learn some excellent stuff here. Certainly worth...
Smithk712 (Gast) - 2014/07/03 12:56
Tolle Infos
Danke für die tollen Infos. Da weiß ich ja, auf was...
Isabel (Gast) - 2013/05/15 11:15
ooops
das erklärt einiges... mich nerven die verwahrlosten...
irka (Gast) - 2012/04/11 21:48
Mensch muss immer nachschauen
Es gibt wohl wirklich keine Benachrichtigungen von...
comusywa - 2012/03/21 15:11
Reise nach Rom - Essentials
So, hier noch einige wichtige zusammenfassende Bemerkungen...
lunula - 2012/03/18 15:59

Frühgeschichte

Online seit 7723 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2015/09/26 10:26

Zähler

Credits


Anspruch - Aufbruch - Schiffbruch
Auf Reisen
Blogroll
Das Poi Projekt
Die Provinzler kommen nach Rom
Here comes the ReEnActress
Keramik
Kopfputz und Haartracht
Museumsreif
Nadelbindung
Notizen aus der Provinz
off topic
out of era
ReEnActress-Glühbirnenwitze
ReEnActress-Lexikon
Schafiges und Wolliges
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren